Eigentlich kann man gar nicht trösten.
Man kann nicht ungeschehen machen,
was war oder ist.
Eigentlich kann man gar nicht trösten.
Nicht mit Verharmlosungen.
Nicht mit Beschwichtigungen.
Nicht mit Versprechen
oder dem Ausblick auf ein anderes Morgen.
Möglicherweise ist das Einzige,
was eine Ahnung eines Trostes in sich trägt
ein einfaches, aber gelebtes
“Ich bin bei dir”.
Andrea Abele
Jede*r kennt solche Situationen.
Uns ereilen Enttäuschungen des Lebens, wir haben es uns anders gewünscht und alles dafür gegeben. Wir verlieren Geliebtes, Fähigkeiten, Möglichkeiten und sind so enttäuscht.
In der Trauerarbeit begegnen mir Menschen, die ihr Liebstes oder einen geliebten Menschen verloren haben.
„Alles“ ist unwiederbringlich verloren und kann nicht einfach ersetzt werden. Und vielleicht wollen wir manchmal nicht getröstet werden – zu groß ist der Schmerz.
Was können wir selbst tun in solch tiefschwarzen Zeiten?
Wie sollen wir uns verhalten, wenn uns Menschen in solcher Situation begegnen?
Was tröstet uns denn und andere?
„Wenn sich deine Situation hoffnungslos anfühlt, dann richte deine Aufmerksamkeit auf den einen Hoffnungsschimmer, den du in dir findest“ (Richard Rohr)
Auch in tiefster Dunkelheit ist immer noch etwas da, was leben will, was Hoffnung gibt, und sei es noch so klein.
An diesen kleinen Schimmer kann Trösten anknüpfen, zart, zerbrechlich Aber mit ganzer Präsenz.
Neben dem schwarzen Loch gibt es immer auch das Leben.
„Es kommt darauf an, auch das gelten zu lassen, was aufbaut“ (Elisabeth Seidler)
Verzweiflung UND Hoffnung, Dunkel UND die Kerze, Verlassenheit UND „ich bin da“.
Auf die Frage: „was tröstet mich?“
waren einige Antworten in einer Trauergruppe so ähnlich wie „eigentlich nichts…“, „er fehlt mir doch so…“, „alles ist so sinnlos…“, „wenn ich andere Pärchen sehe…“.
Nach einigem Schweigen sagte eine Teilnehmerin: „ich habe mich aufgemacht und bin mit einer Freundin auf ein Glas Wein gegangen. Unterwegs habe ich die Blüte einer Blume gesehen und ein Rotkehlchen saß auf einem Ast“. Ihr Gesicht wurde weich und sie lächelte.
Und plötzlich hatten alle anderen auch solch schöne Erlebnisse. „Wenn ich meinen Enkel sehe…“, „die Musik hat mich angerührt…“, „ die Gartenarbeit hat mir gut getan…“….
Offensichtlich hatten plötzlich alle Leben gespürt, obwohl ihre Situation des Verlusts immer noch dieselbe war.
Eine liebevolle Haltung der Wirklichkeit gegenüber, die größer ist, als meine Schmerzerfahrung, eröffnet Zuversicht, dass das große Ganze Gutes bereit halten kann, trotz des Schmerzes, der vielleicht nicht vergehen wird (Elisabeth Seidler)
Ihre Liste…?
Ich möchte die Liste eröffnen und Sie einladen, sich Ihre Erfahrungen und Möglichkeiten bewusst zu machen und vielleicht zu notieren. Was nährt mich, was tut mir gut, wo und wann fühle ich mich lebendig in und trotz allem. Und: was würde dem/der Trauernden gut tun?
Für den einen ist es vielleicht Radfahren oder Wandern, für die andere ein heißes Bad oder Musik, wieder andere Schwimmen oder Malen.
Das Wort Trost kommt von Treue und meint Festigkeit, jemand steht zu mir und bleibt da (A.Grün)
Erlebnisse wie oben tragen bei zu neuer Festigkeit und
die meisten freuen sich über jemand der „dabei-bleibt“, mit aushält und wenn es passt, eine ehrliche und warme Umarmung. Denn gesehen werden in meiner Not ist wohl das heilsamste, war andere mir anbieten können, und was ich anderen anbieten kann.
Das große UND,
wie oben beschrieben, kann uns ein Licht sein in unserem Dunkel.
Denn so wie unsere Seele möchte, dass wir ihren Schmerz anschauen, wahr sein lassen und im besten Fall mit jemandem teilen,
so möchte auch die Hoffnung oder der Schimmer davon angeschaut, wahr sein gelassen und mit jemand geteilt werden.
Und jetzt, Ihre persönliche Liste:
- Wo habe ich hilfreichen Trost erlebt oder vermittelt?
- Was tröstet und entspannt mich – wie geht es mir dann?
- Was kann ich dafür tun, um Trost zu erfahren
Das Dach der Hoffnung
Wenn die Tage ihr Licht verlieren
und die Trauer dich unter sich begräbt,
dann wünsche ich dir,
dass einer da ist, dem du
deine Dunkelheit sagen kannst,
der den Weg durch die vielen Warum
geduldig mit dir geht
und deine Angst nicht hinwegredet.
Ich wünsche dir einen Ort,
wo du weinen kannst
über Verlorenes,
ein verstehendes Herz,
dem du Zorn und Bitterkeit
nicht verschweigen musst.
Einen Menschen wünsche ich dir,
der dich unter das Dach
seiner Hoffnung nimmt.
Antje Sabine Naegeli
Noch ein Hinweis:
wie immer freue ich mich über Kommentare