schweigen

alles aus der Hand legen
nichts behalten

auf den Hauch der Stille hören
warten

und das Warten
aus der Hand legen

Christiane Faschon


Wir leben in einer lauten Welt.

In den Straßen einer Stadt, die vielen Menschen, die oft schrille Reklame, Autos, Verkehr. Oft können wir es genießen, in dieses Meer von Geräuschen einzutauchen und mitzuschwimmen. Wir scheinen dazuzugehören. Zu was eigentlich?

Auf der Fahrt nach Hause läuft das Radio oder wir unterhalten uns im Bus, heutzutage fast nicht mehr mit dem Nachbarn, sondern mit unserem Smartphone. Zuhause angekommen, ist Unterhaltung oft omnipräsent. Anstatt ab-zu-schalten, holen wir uns den Lärm unserer Zeit in unser Heim, manchmal bis tief in die Nacht.
So gehen wir zu Bett, in die Stille der Nacht.

Auf der Suche nach Ausgleich haben viele die Natur entdeckt. Dort wo der Kreislauf des Lebens organisch abläuft, Pflanzen und Tiere mit den Jahreszeiten, dem Wetter und dem Werden und Vergehen leben, finden wir Erholung.
Aber selbst dort gibt es in unseren Breiten kaum Plätze, an denen man „nichts“ hört. Weit entfernter Motorenlärm, ab und an Flugzeuge oder plaudernde Spatziergänger begleiten uns.

Wenn es aber punktuell geschieht, dass es still ist, ganz still, gewinnt der Augenblick einen Zauber, dem wir uns nicht entziehen können. Dann „hören“ wir die Stille


Stille ist nicht unbedingt die Abwesenheit von Lärm.

Wie es ein Teilnehmer der Naturgänge einmal formuliert hat: „ ich hörte immer den Lärm der Straße und das hat mich ziemlich irritiert und geärgert, aber irgendwann war es weg“ . Natürlich war der Lärm nicht weg, aber die Aufmerksamkeit war auf etwas anderes gerichtet, wie eine Freundin formulierte: „die Energie folgt der Aufmerksamkeit“.

Warum tun wir uns so schwer mit der Stille ?

In unserer multimedialen Welt sind wir es gewohnt, ständig mit irgendjemand in Kontakt zu sein. Es fällt uns schwer, diese Kanäle wenigstens zeitweise ganz abzuschalten. Denn das irritiert uns.
Die Stille bringt uns in Kontakt mit uns selbst, mit mir, mit meiner Wahrheit. Und die ist (in mir) oft alles andere als still. Plötzlich sind da so viel Dinge zu erledigen, der Ärger des Tages meldet sich oder die Sorge um das derzeitige Problem oder die Entscheidung tauchen auf. Das ist zunächst unangenehm und wir möchten schnell wieder abgelenkt werden.

Was uns Stille lehren kann

Stille möchte uns in unser Herz führen, dort an den Ort, wo tatsächlich „alles gut“ ist. Wo wir heil sind, wo niemand Zugang hat und uns verletzen kann. Spirituelle Lehrer unserer Zeit nennen es den „heiligen Ort“.
Die verschiedenen Meditationspraktiken, aber auch achtsame Naturaufenthalte, haben alle das Ziel, uns mit diesem Ort in Berührung zu bringen. Wenn wir lange genug dort verweilen, spüren wir die Quelle, aus der wir leben und die unaufhörlich sprudelt.
Wenn wir uns regelmässig darauf einlassen, wachsen Kreativität, Intuition und Tatkraft (neudeutsch „intrinsische Motivation“). Wir sind mehr mit unserer Bestimmung verbunden und werden genährt durch dieses innere Feuer.

Die gute Botschaft: jeder hat diese Quelle in sich. Die Namen dafür sind sehr unterschiedlich.

Einladung zur Meditation
Setzen Sie sich aufrecht auf Ihren Stuhl. Spüren Sie Ihre Füße auf dem Boden und Ihre Sitzhöcker auf dem Stuhl.
Wenn Sie mögen, lesen Sie langsam das Gedicht von Silvia Ostertag ganz unten.
Achten Sie auf Ihren Atem, wie er ein- und ausströmt. Nach dem Ausatmen entsteht ein Moment der Stille, wie ein Nichts. Lassen Sie „es“ atmen, beeinflussen Sie nichts, aber sprechen innerlich mit:

ein……aus…..Stille…
Wenn Sie einen christlichen Hintergrund haben auch gerne:
ich bin da (ein) …. du bist da (aus) ….

Genießen Sie das einfache Da-sein – es gibt jetzt nichts anderes zu tun. Wenn Ihre Zeit um ist, atmen Sie ein paar Mal tief und räkeln sich. Wie war die Zeit für Sie ?

NaturGang Impuls:
Stellen Sie eine Uhr auf ca 2 Stunden Zeit, gehen Sie über eine selbst gestaltete Schwelle aus Naturmaterialien in die Natur, abseits der Wege.
Finden Sie einen Ort, wo sie sich ungestört und wohl fühlen. Setzen Sie sich und atmen einige Male tief ein und aus. Wenn Sie ganz da sind, achten Sie auf die Geräusche. Lassen sie diese vorüberziehen, und lauschen auf die Stille.
Irgendwo und irgendwie ist sie präsent.
Können Sie sie hören? Was verändert sich?
Gehen Sie zurück über die Schwelle und lösen diese wieder auf. Notieren Sie Ihre Erfahrungen.


Einstimmung zur Stille, Gedicht von Silvia Ostertag

Es genügt,
auf die Stille zu horchen.
Die Stille holt uns dort ab,
wo wir gerade noch waren
mit unseren Gedanken und Gefühlen.

Es genügt,
auf die Stille zu horchen.
Die Stille bringt uns dahin,
wo wir jetzt sind,
gerade hierher,
in diesen Raum,
an diesen Platz
an diesem Morgen.

Es genügt,
auf die Stille zu horchen.
Die Stille schließt ein,
was werden will.
Was auch immer
dieses Schuljahr/Jahr uns bringt,
es ist aufgehoben
schon immer
in dieser Stille
jetzt.

Es genügt,
auf die Stille zu horchen.
Jetzt.