Trauernde haben keine grosse Lobby.
Sie leben in einem Gewirr von Gefühlen, die im Leben derer, die nicht trauern, so nicht vorkommen.
Leider haben wir keine Trauer-Kultur, die uns eine Orientierung oder einen „Leitfaden“ bieten könnte.

Hilfreich wäre eine Idee für Trauernde, wie sie mit ihrer Situation umgehen könnten, denn niemand ist wohl darauf vorbereitet.
Hilfreich wäre auch eine Idee für die Menschen
in ihrem sozialen Umfeld,

die sich mit dem/der Trauernden konfrontiert sehen, der/die plötzlich so ganz anders und seltsam geworden ist.
Ich möchte hier ein paar Erlebnisse skizzieren, was ich selbst als hilfreich erlebt habe. Es ist ein Teil meiner Geschichte. Andere Trauerende erleben ähnliches, aber nicht unbedingt gleich. Jede Trauergeschichte ist anders.

Den Namen hören
wie gut hat es mir getan und tut es mir immer noch, wenn Menschen „ihren“ Namen sagen:

„weisst Du noch, wie Beate damals…., wenn ich mit ihr zusammen war, hatte ich den Eindruck, ich bin jetzt ganz wichtig…, die Donauwelle von Beate war einfach unschlagbar…, ich sehe noch ihr Lachen…, aber wenn Beate mal wütend war….“

Immer wieder begegnet mir die Meinung, den Namen ja nicht mehr zu erwähnen, um nicht schmerzliche Gräben aufzureissen.
Liebe Zeitgenossen, das Gegenteil ist der Fall !
Eine kurze Bemerkung im Gespräch, ein Signal an ihrem Geburts- oder Todestag fördern das Gefühl des verstanden Werdens.
Es tut einfach gut, wenn Sie nicht nur an die/den Verstorbenen denken, sondern es den Hinterbliebenen auch sagen. Sie werden ein glückliches Gesicht sehen.

 

Der lange Atem
Einige Male wurde ich angesprochen und eingeladen.
Das war sehr schön, aber manchmal war mir nicht nach Gesellschaft und ich hab abgesagt.
Als „akut“ Trauernder fühlte ich oft Freude an Kontakt und gleichzeitig den Wunsch nach Alleinsein.
Und das ist für Begleitende schwer auszuhalten.

Im Laufe der Zeit wurden die Einladungen verständlicherweise weniger. Geblieben sind die Freundschaften, die mich ausgehalten haben.

Gut getan haben mir Spatziergänge mit einzelnen Menschen, weniger mit Paaren.
Und sehr schätze ich, wenn mir Menschen, auch nach dem „berühmten ersten Jahr“, offen begegnen.

 

Ehrliche Begegnungen
in Begegnungen, selbst mit meinen engsten Vertrauten in der ersten Zeit, hatte ich manchmal den Eindruck , nicht dazu zu gehören und ich wollte nur weg.
Mein Verlust hatte mich irgendwie entwurzelt und hinausgespült. Das hab ich gar nicht begriffen und schaute ratlos, wie von aussen, auf die Situation.

Ehrlich fand ich das Bekenntnis eines Freundes, der mir seine Ohnmacht erzählte, mit mir umzugehen. Das hat eine grosse Nähe ermöglicht.

Es tat mir gut, wenn Menschen nachfragten, wie es mir geht, und nicht nur annahmen,
„dass er’s schon hinkriegen wird“.

 

Blumen
kleine Gesten, wie z.B. Blumen auf dem Grab, erfüllen mich auch heute mit Glück, dass jemand an sie denkt.

 

NaturGang Impuls

Stellen Sie eine Uhr auf ca 2 Stunden Zeit, gehen Sie über eine selbst gestaltete Schwelle aus Naturmaterialien in die Natur, abseits der Wege. Nehmen Sie eine Blume mit.
Gehen Sie mit dem Impuls: „meine Gefühle für meine/n Verstorbenen“, und lassen ihn an der Schwelle zurück.
Versuchen Sie vom Kopf ins Wahrnehmen zu gehen, lassen Sie sich treiben im Schauen, Riechen, Lauschen, Tasten, nach aussen und nach innen.
An einem passenden Platz legen Sie ihr Blume ab und sprechen ihre Gefühle (wenn möglich laut) aus.
Verweilen Sie.
Gehen Sie zurück über die Schwelle und lösen diese wieder auf.
Notieren Sie Ihre Erfahrungen.