Derzeit wohl die ungeliebte und aufgezwungene  „Übung“. Jeder kennt sicher solche Zeiten in seinem Leben, mit ganz unterschiedlicher Wahr-Nehmung und Be-Wertung. Auch ausserhalb von Corona, und meist mögen wir sie nicht:
in der Abstands-Schlange vor dem Bäcker, beim Arzt, auf den Bus, auf ein Untersuchungsergebnis, in einer schlaflosen Nacht-Stunde.

In „Warten bis der Tag bricht“ meint Grönemeyer

Im Verfolgungswahn, weil so viele kamen
Doch keiner kennt ihre Namen
Wir laufen uns hinterher, denken nicht mehr quer
Wer drückt den Pausenknopf ?

 

w.h.

Vor-gegebenes Warten – ein Pausenknopf.

Offensichtlich hat das Virus unseren Pausenknopf gedrückt.
Mitten im vollen Leben hat es uns ausgebremst. Viele Pläne und Ziele, plötzlich nicht mehr mach- und erreichbar

Warten – vergeblich ?

Vergeblich, weil wir es für vertane Zeit halten und so viel zu tun hätten.
Für uns westliche Menschen ist es eine Herausforderung, weil wir mehr auf Leistung, Ziele erreichen und Effektivität getrimmt sind. „Nutzlos“ Zeit verstreichen zu lassen, einfach so den Wolken zusehen, halten wir für Verschwendung und das macht uns innerlich unruhig.

Vielleicht nicht vergeblich, sondern eine Chance, wenn wir uns nicht (nur) über diese Aus-zeit aufregen, sondern sie bewusst wahrnehmen und vielleicht sogar „nutzen“. Ich bin überzeugt, dass sich unsere Seele während solcher Zeiten neu sortieren und regenerieren kann.

Pro-aktives Warten – ein Pausenknopf

ist Warten weil ich es möchte,
Die äußeren Reize selbst-gewählt minimieren und ganz im Jetzt sein.
Durchatmen, unabgelenkt nachdenken, den Kopf frei bekommen,
z.B. beim Meditieren , im MBSR Kurs, beim Tee im Garten, bei den Naturgängen oder anderen Aus-zeiten.

Warten,
nichts tun, da sein, schauen und fühlen, was ist, an-aus-halten, dabei bleiben…

 

Einige Impulse für den Alltag

 

  • Wo erlebe ich Warten, was mir unangenehm ist, mich ggfls aufregt ?
    Wo erlebe ich Warten als angenehme Entschleunigung und Atem holen ?
    Welchen Impuls habe ich jeweils dabei ?
  • Beim nächsten von aussen vorgegebenen Warten: mit dem Atem gehen und
    dem Satz: „es gibt jetzt nichts zu tun“

pixa

  • Beim nächsten Schlange stehen: hinspüren, wie nehme ich die anderen Personen wahr, was fühle ich und einen Wunsch formulieren: möge diese Person heute Glück erleben (in abendländischer Tradition ist dies die Praxis des „Segnens“)
  • Beobachten Sie sich selbst beim nächsten Gespräch in lockerer Runde:
    Können Sie ganz bei der Rede des anderen sein und zu-hören, oder sind Sie innerlich auf dem Sprung der Formulierung Ihres eigenen (dringenden) Beitrags ?
    Können Sie Ihren Zeitpunkt ab-warten ?

 

NaturGang Impuls:

Stellen Sie eine Uhr auf ca 2 Stunden Zeit, gehen Sie über eine selbst gestaltete Schwelle aus Naturmaterialien in die Natur, abseits der Wege.  Formulieren Sie den Impuls: „es gibt nichts zu tun“ und lassen ihn an der Schwelle zurück.
Versuchen Sie vom Kopf ins Wahrnehmen zu gehen, lassen Sie sich treiben im Schauen, Riechen, Lauschen, Tasten, nach aussen und nach innen. Was geschieht ?
Gehen Sie zurück über die Schwelle und lösen diese wieder auf.
Notieren Sie Ihre Erfahrungen.