Auf den ersten Blick gehören diese Worte nicht zusammen.
Während der Krankheit meiner Frau ist mir dieses Bild begegnet.
Als ich sah, wie sie leidet und immer noch versuchte, uns nicht zu belasten, als ich fühlte, wie hilflos und ohnmächtig ich war, als endlich die Tränen sich ihren Weg gebahnt hatten, da hab ich gespürt (nicht verstanden), was das Bild für mich ist: Unendlich tiefer Schmerz, symbolisiert in der einzigen „Träne“, aufgefangen in einem Kelch von Schönheit.
Diese Schönheit, die ich immer noch in ihr sah, obwohl sie äußerlich so entstellt war.
Die innere Schönheit war unversehrt. Und die vielen schönen Eindrücke in unserer geliebten Natur, die gemeinsamen guten Jahre, unsere Kids, Enkel, Verwandte und Begleiter, all das formte das wunderschöne „Kelchblatt“.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Ralf Greiner (fotocommunity)
Aber erst zusammen ist das Bild wirklich faszinierend.
So gehören beide für mich inzwischen (früher war das nicht so) untrennbar zusammen.
Das eine ist langfristig ohne das andere anscheinend nicht zu haben.
Vielleicht ist das der Grund, warum ich irgendwann nach ihrem Weggehen gespürt habe, dass alles „stimmig“ ist, nicht schön oder gut, sondern stimmig.
Richard Rohr – Franziskaner (www.cac.org) beschreibt ähnliches:
Schmerz und Schönheit, das sind die beiden Gesichter Gottes.
Unglaubliche Schönheit, die sich in der Schönheit von Menschen widerspiegelt, die uns immer unwiderstehlich anziehen – sei es als physische oder spirituelle Schönheit.
Doch andererseits ziehen uns Gebrochenheit, Lähmung und Schwachheit auf geheimnisvolle Weise ebenso aus uns selbst heraus.
Ein hilfloses Kind braucht nur die Arme zu heben, und schon wird fast jeder zu Hilfe eilen. Dieser Faktor der Verletzlichkeit führt uns über uns selbst hinaus.
Die meisten Menschen werden aus der Beschäftigung mit sich selbst gerissen und fühlen den Drang zu helfen, wenn ihnen echtes Leid begegnet.
Leiden birgt offensichtlich die Möglichkeit, uns von unserem kleinen und unechten Selbst zu ‚erlösen‘.“
Und Jack Kornfield – Buddhist (www.jackkornfield.com):
„Mitgefühl ist die Antwort des Herzens auf den Schmerz.
Wir haben Anteil an der Schönheit des Lebens und am Ozean der Tränen.
Das Leiden am Leben ist Teil unseres Herzens sowie Teil dessen, was uns miteinander verbindet.
Es trägt eine Zärtlichkeit in sich, ein Mitgefühl und ein Wohlwollen,
das alle Dinge umfängt und jedes Wesen berühren kann.“
Impuls:
Vielleicht haben Sie mal wieder Lust, in die Natur zu gehen, abseits der Wege, und eine
oder 2 Stunden hin-zu schauen und hin-zu-spüren, wie sie dort draussen
„Schmerz und Schönheit“ oder „Sterben und Leben“ vorfinden.
Es könnte sein, Sie entdecken einen Schatz für sich.