„In dem ganzen Konsum,
in dem wir hier leben,
wird die Endlichkeit immer mehr
aus unserem Alltag verbannt“
Johanna Klug Sterbebegleiterin
Freunde fragen mich:
warum hast Du denn die Ausbildung zum Sterbebegleiter gemacht?
Zieht Dich das nicht runter und hindert Dich am Leben?
Sollten wir uns nicht besser mit dem Leben beschäftigen?
Eine „schlüssige“ Antwort ist nicht ganz einfach und sicher nicht für jede/n verständlich.
Für mich war es schon immer dort interessant, wo es in meinen Augen „wesentlich“ wird. Was ist denn wirklich wichtig im Leben? Was bleibt am Ende des Lebens und was trägt dann?
Wenn ich genau hinhöre in der Begegnung mit Menschen in der letzten Lebensphase, dann spüre ich etwas von der Echtheit und Ehrlichkeit und von dem, was bleibt.
„Erfolge“ sind nicht mehr im Vordergrund, Besitz und Vermögen völlig nebensächlich.
Und vielleicht gibt genau das einen anderen Blick auf mein Leben und ich ertappe mich bei der Frage, wie ich denn leben möchte.
Erstaunlicherweise begegnet mir das Thema Sterben (und Leben) vermehrt in den sozialen Medien.
Dort (z.B. Instagram) gibt es Gruppen wie 21gramm.wdr, die_hanns, hospizvereinleipzig, theschoolofdeathberlin, petra_sutor_trauerbegleitung, untanglegrief, trauernow und viele andere.
Es ist unglaublich, wie präsent und offen über das Tabu-Thema Sterben, Tod und Trauer mit seinen vielen Detailfragen diskutiert wird. Das beeindruckt und gibt Hoffnung, dass wir auch in unserem Alltag wieder natürlicher damit umgehen.
Denn die Binsenweisheit:
es betrifft uns alle – irgendwann…
Ich habe erst begonnen mit der Sterbebegleitung und ich fühle, dass es stimmig ist für mich. Viele andere machen das schon lange und ich lerne von ihnen.
Zwei Menschen möchte ich kurz vorstellen, die schon länger mit dem Thema unterwegs sind.
Seit einiger Zeit begegnet mir in den Medien und im Fernsehen die junge
Johanna Klug, die sympathisch und authentisch von ihren Erfahrungen als Sterbebegleiterin erzählt.
Und sie wirkt gar nicht traurig oder niedergeschlagen, erdrückt von den Eindrücken mit sterbenden Menschen.
Ganz im Gegenteil. Sie scheint sehr lebenslustig und fröhlich zu sein.
In ihren Büchern und Interviews erzählt sie von wachsender Lebensfreude, eben weil sie sterbenden Menschen begegnet.
Aktuell ist ein Dokumentarfilm in 3sat erschienen, der ihr Leben und ihre Erfahrungen beschreibt. 35Minuten, die hautnah spüren lassen, wie eine heute
27-jährige ihr Leben voll auskostet, auch als Sterbebegleiterin.
Zu finden unter: 3-sat mediathek-hier
Die andere Person ist Serkan Ilker, ein Mann türkischer Herkunft, der ehrenamtlich im ambulanten Hospiz in Reutlingen als Sterbebegleiter arbeitet.
Voll im Leben als Logistikleiter in der Industrie hat er sich dieses Ehrenamt ausgesucht.
Im ZDF Dokumentarfilm berichtet er von seinen Erfahrungen bei den verschiedenen Einsatzgebieten. Interessant fand ich u.a., wie er nach den Einsätzen seine Seelen/Psycho-Hygiene gestaltet, um bei sich bleiben zu können.
Und seine Frau erzählt, wie sie ihn dabei erlebt. Ebenfalls sehr empfehlenswerte 15 Minuten.
Zu finden unter zdf-mdiathek – hier
Einladung zum Natur Schwellengang
Stellen Sie eine Uhr auf ca 2 Stunden Zeit, gehen Sie über eine selbst gestaltete Schwelle aus Naturmaterialien in die Natur, abseits der Wege.
Formulieren Sie den Impuls an der Schwelle: “wie gestaltet sich Leben und Sterben in der Natur“ und lassen sie diesen an der Schwelle zurück.
Streifen Sie hin und her, lassen sich treiben. Fühlen, lauschen, schauen, ahnen Sie. Was zieht Ihre Aufmerksamkeit an? Versuchen Sie nicht zu denken/grübeln. Gönnen Sie es sich, einfach ganz da zu sein. Was geschieht im Außen und Innen?
Lassen Sie sich von einem Symbol für Sterben und einem für Leben finden.
Gehen Sie zurück über die Schwelle und lösen diese wieder auf.
Notieren Sie Ihre Erfahrungen.
Noch ein Hinweis:
Ich möchte Sie ermutigen, sich solch einen Natur Schwellengang nicht nur vorzustellen (wie es wohl wäre), sondern ihn auch durchzuführen (gerne mit Unterstützung). Die lebendige Begegnung kann nur draußen stattfinden und Sie werden beglückt zurückkehren.
Lieber Werner.danke für deine sehr informative Web Seite.herzliche Grüsse moni jocher
Besonders gefallen mir die vielen praktischen Tipps für den Waldgang und und die Hinweise auf weiterführende Informationen.Danke dafür und dir und deiner Familie eine erfüllte Weihnachtszeit.
Hallo Moni,
das freut mich.
Vielleicht hattest Du den Impuls, mal selbst eine Naturzeit zu wagen (?)
Ich erlebe immer wieder Menschen, die ganz neu den Zugang zu den „Wesen“ da draussen
und zu sich selbst finden und sich eigenartig „angenommen“ fühlen.
Es lohnt sich, da dran zu bleiben.