Trauernde Menschen leben in einer Ausnahmesituation.
Sie fühlen sich wie abgeschnitten vom bisher gewohnten Leben.
Aller Sicherheiten und Geborgenheiten, ja auch Zugehörigkeiten beraubt, erfahren sie sich wie betäubt.
„Unwiederbringlich“ heißt die harte Realität des unfaßbaren Verlusts.
Was trägt jetzt noch?
Wenn Worte nicht mehr ankommen und sich die Seele
hinter den Schleier des Schmerzes zurückzieht, braucht es andere Zugänge.
Unsere Seele ist empfänglich für Bilder. Heilsame Bilder, die nicht bewerten oder auffordern, sondern sich wie Silberblätter vor unseren Füßen ausbreiten und uns einladen, sich langsam auf ihnen vorzutasten.
Rituale sind solche Bilder, die zu einem Anker werden können. Sie haben die Fähigkeit, behutsam unsere verwundete Seele zu erreichen.
Vom Nachdenken und Grübeln ins Gestalten kommen:
solche Handlungen, meist mit Symbolen, können durch das Vollziehen helfen, Gedanken und Gefühle zu ordnen, um Halt, Trost und Orientierung zu erfahren.
Verstehen Sie die folgenden Rituale als Impulse, vielleicht ist etwas für Sie dabei.
Gestalten sie „Ihr“ Ritual“ wie es zu Ihnen passt – Sie können nichts falsch machen. Manches ist für Sie alleine, anderes als Gruppe mit Vertrauten geeignet.
Wichtig:
es geht nicht ums Abarbeiten oder Aufgabenerfüllen. Trauer kann auch nicht weg-ge-coached werden.
Deshalb lassen Sie sich Zeit und erspüren, was Sie gerne machen würden.
Dankesbrief
schreiben Sie einen Brief an Ihre/n Verstorbene/n.
Wie es Ihnen geht, was Sie in Ihrer Zeit des Alleineseins tun, wovor Sie Angst haben, was sie vermissen. Mit wem Sie Kontakt haben, mit wem nicht mehr,
Den Brief können Sie aufbewahren, oder der Erde oder dem Feuer übergeben.
Mit der Vorstellung, dass er/sie den Inhalt „lesen“ wird.
Die Kerze
entzünden Sie immer wieder eine oder „Ihre“ Kerze.
Wichtig:
formulieren Sie dabei innerlich, für wen oder was Sie sie jetzt entzünden:
vielleicht für Ihre Sorge um die Zukunft, für das wohltuende Lächeln der Freundin, was ist Ihnen heute gelungen, für Ihre Sehnsucht, ….
Verweilen Sie und spüren Sie nach, es hat keine Eile. Das ist jetzt das Wichtigste für ihre Seele.
Erinnerungsorte
besuchen Sie besondere Orte, wo Sie beide gerne waren.
Spüren Sie nach, wie es damals war, was Sie erlebt, wen Sie getroffen haben.
Das Wäldchen, die Wiese, das Kaffee, die Kirche, der Urlaubsort.
Verweilen Sie und vielleicht nehmen Sie ein Stück Naturmaterial von dort mit nach Hause.
Erinnerungsbuch
lassen Sie sich Zeit wenige Stücke in ein Buch einzukleben, zu beschriften:
der letzte Urlaub in Bildern, Ihre Lieblingsbilder, gegenseitige Briefe, Ausschnitte aus seiner/Ihrer Lieblingszeitung.
Im Laufe der Jahre werden Sie das Buch immer wieder zur Hand nehmen und darin blättern.
Oder Sie gestalten ein Fotobuch, wie es online angeboten wird.
Gedenkecke im Haus oder Garten
gestalten Sie einen Gedenkplatz in Ihrer Wohnung oder Ihrem Garten, eine geschützte Ecke, ähnlich wie eine Art Altar. Spüren Sie hin, welche Gegenstände es sein sollen..
Vielleicht ein Bild, ihre/seine Lieblingsmütze, Schaal oder….., eine Kerze, ein Stück Natur: ein Ast, ein Stein, Blumen.
Sie werden merken, was es sein soll und für Sie paßt.
Am Anfang der Zeit werden die Gegenstände sehr wichtig sein, aber es wird sich verändern.
Reden
Erlauben Sie sich mit Ihrem/Ihrer Verstorbenen zu reden.
Erzählen Sie von Ihrem Erleben, Ihrer Einsamkeit, Ihrer Wut und Enttäuschung, Ihrer Sehnsucht.
Und lauschen Sie darauf, welche Eindrücke, Gedanken und Bilder während oder danach in Ihnen auftönen.
Hilfreich dazu sind solche Plätze wie oben beschrieben, oder das Grab auf dem Friedhof.
Sie werden merken, wie Ihre Beziehung weiterlebt, in anderer Weise als zuvor.
Natur Ritual
NaturGang Impuls:
Stellen Sie eine Uhr auf ca 2 Stunden Zeit, gehen Sie über eine selbst gestaltete Schwelle aus Naturmaterialien in die Natur, abseits der Wege.
Versuchen Sie vom Kopf ins Wahrnehmen zu gehen, lassen Sie sich treiben im Schauen, Riechen, Lauschen, Tasten, nach aussen und nach innen.
Finden Sie ein Platz, an dem Sie sich wohlfühlen. Wie ist die Stimmung dort? Welche Materialien fallen Ihnen auf?
Gestalten Sie ein Mandala/Bild aus Natur Materialien als Geschenk für ihre/ihren Verstorbene/n: was möchten Sie ihr/ihm damit sagen? Sagen Sie es.
Verweilen Sie.
Gehen Sie zurück über die Schwelle und lösen diese wieder auf. Notieren Sie Ihre Erfahrungen.